940.5318 MUL Muller-Hill, Benno. Todliche Wissenschaft : die Aussonderung von Juden, Zigeunern und Geisteskranken, 1933 - 1945 / B. Muller-Hill. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt Verlag, 1984. - 188 S. - (rororo aktuell). - Bibliographie : S. 176 - 178. - ISBN 3-499-15349-1. - Текст : непосредственный. Index : S. 179 - 188
Erkennung, Aussonderung und Vernichtung : 1. Teil Vorbemerkung Eine deutsche Chronik Von der Aussonderung der Juden zur Sterilisation der Geisteskranken Von der Totung der Geisteskranken zur Totung der Juden und Zigeuner Die Verwertung der Entrechteten in der anthropologisch-psychiatrischen Forschung Uber die Rolle und das Selbstverstandnis einiger Anthropologen Neun Fragen Anmerkungen Gesprache : 2. Teil
Dieses Buch ist eine Anklageschrift. Es untersucht die Teilhabe deutscher Wissenschaftler - Mediziner, Anthropologen und Psychiater - an dem faschistischen Vernichtungsfeldzug gegen Zigeuner, Juden, Geisteskranke. Aussonderung, Sterilisationen, "Verschrottung durch Arbeit" und Tötung - das sind die blutigen Spuren, die die Nazis unter aktiver Beteiligung der Wissenschaftler zurückgelassen haben. Der Mythos von Rasseeigenschaften und Erblichkeit, mit dem sie diese Verbrechen wissenschaftlich begründen zu können glaubten, war keine Ideologie, die ihnen von den Nazis erst aufgezwungen werden mußte. Sie glaubten daran und formulierten diese Ideologie nur wissenschaftlich. Sie kündigten ihren jüdischen Mitarbeitern und entließen sie, sie fertigten Rassegutachten an, die für die Betroffenen das Todesurteil bedeuteten, sie selektierten, und sie verwerteten selbst noch die Gehirne und Augen der Getöteten für ihre Forschungszwecke. Es waren Wissenschaftler, die in einer Welt ohne Werte lebten; wissenschaftliche Objektivität selbst war es, die ihnen die Tür zu jeder Barbarei öffnete und ihnen ermöglichte, jene zu vernichten, die sie nicht verstanden. Benno Müller-Hill, geb. 1933, Professor für Genetik an der Universität Köln, hat seinen Essay jenen noch lebenden Anthropologen und Psychiatern oder deren Mitarbeitern vorgelegt, die damals dabei waren. Die meisten Wissenschaftler erklärten, sie hätten von den Massenmorden nichts gewußt, von Antisemitismus in ihrem Arbeitsbereich nichts verspürt und Rassegutachten nicht manipuliert. Sie haben damals genausowenig über Gesamtzusammenhänge nachgedacht wie sie es in diesen Gesprächen vierzig Jahre später tun